Am 2. Mai lud die Gruppe Kreaktiv zum zweiten Vortrag aus der Reihe «Fluch oder Segen? Künstliche Intelligenz» im Pfarreizentrum St. Martin Entfelden ein.
Der Referent war Prof. Dr. Peter G. Kirchschläger, Professor für Theologische Ethik und Leiter des Instituts für Sozialethik ISE an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern. Er sprach zum Thema «Haben Maschinen eine eigene Moral? Künstliche Intelligenz aus ethischer Perspektive.» Dass auch dieser zweite Vortrag zahlreiches Publikum anlockte, zeigt, dass nicht nur die Frage nach scheinbar technisch grenzenloser Machbarkeit der KI, sondern auch die Frage nach einem ethisch verantworteten Umgang mit ihr interessiert.

Folgender Fragekomplex lag dem Vortrag zugrunde: Welche Grenzen sollten für KI gelten? Wie kann der Schutz der Menschenrechte gewährleistet werden, wenn KI die menschliche Entscheidungsfindung ersetzt?

Der Referent verstand es meisterhaft, die brennenden ethischen Fragen im Zusammenhang mit der KI an zahlreichen Beispielen aus dem täglichen leben zu erklären. Die KI ist nicht nur in Fragen des Datenschutzes relevant, sie verletzt auch Menschenrechte. Der Referent wies vor allem auf den erstaunlichen Umstand hin, dass es trotz immer grösser werdendem Einfluss der KI auf unser Leben, noch nicht einmal im Ansatz eine spezifische rechtliche Regulierung in diesem Bereich gibt. Kirchschläger fordert deshalb eine globale Überwachungsbehörde für KI-Technologien, und zwar in Form der Schaffung einer Internationalen Agentur für datenbasierte Systeme (IDA). Mit diesem Vorstoss findet er, wie er es beispielhaft zeigte, ein immer breiteres Gehör, nicht nur bei zahlreichen staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen, sondern sogar auch bei der UNO.

Die Aufgabe der IDA wäre eine globale Aufsichts- und Regulierungsbehörde, ähnlich der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) im Nuklearbereich. Kirchschläger zitierte in diesem Zusammenhang den Techmilliarder Elon Mask, der die KI gemäss einer Interviewaussage für gefährlicher als die Atombombe hält und selbst regulatorische Massnahmen fordert. Die von Kirchschläger ins Leben gerufene IDA hat zum Ziel, die Menschenrechte, Sicherheit und friedliche Nutzung von KI zu fördern und dient zusätzlich als Plattform für die globale technische Zusammenarbeit im Bereich der digitalen Transformation.
Die angeregte und lange Diskussion, die auf den Vortrag folgte zeigte, wie hochaktuell und wichtig die Beschäftigung mit Fragen eines ethisch verantworteten und Menschenrechte bewahrenden Umgangs mit KI ist.
Herzlichen Dank der Gruppe Kreaktiv für die organisatorische Arbeit bei der Realisierung der zweiteiligen Vortragsreihe zur KI.
Samuel Behloul.