Aus dem Ministrantenleben im Corona-Jahr

Ein Tag im Wald mit den Minis

Corona forderte und fordert uns alle immer noch heraus. Im November 2020 war es noch möglich Ministrantenproben in der Kirche durchzuführen und während der Pause im Freien den Kindern ein Getränk und Getreideriegel zur Stärkung anzubieten. Während dieser Pause berieten wir, wie wir den Adventsanlass im Dezember durchführen könnten. Wie gewohnt im Pfarreizentrum ging nicht, so viel war klar. Was wäre, wenn wir während einer Stunde im Pfarrhausgarten Würste und Marroni braten würden? Einige der Ministranten fanden das eine spannende Idee, während die anderen zu bedenken gaben, sie würden im Moment alle Aussenkontakte so weit als möglich einfrieren, um sich vor dem Corona-Virus zu schützen. Deshalb kämen sie nur noch zu den Proben und zu den Gottesdiensten. Die Liste, wer gerne Bratwurst bzw. Cervelat braten würde und wer auf gebratene Marronis zum Dessert Lust hätte, erstellten wir trotzdem. Es sah nicht schlecht aus, die Hälfte der Ministranten wollte kommen. Doch dann schnellten die Zahlen der Covid-Erkrankungen in die Höhe und der Dezemberanlass im Pfarrhausgarten musste leider abgesagt werden …

Im Frühjahr 2021 machte sich die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen rar, so dass erst am 26.6.2021 eine Minisprobe mit anschliessendem Pizza-Essen im Freien möglich wurde. Umso fröhlicher war die Runde, die sich nach erfolgter Probe bei strahlendem, warmen Wetter im Pfarrhausgarten zum fröhlichen Pizza-Essen traf. Die schmackhafte Wassermelone mundete fast allen als sommerliches Dessert.

Am Samstag, den 21. August stand «Ein Tag im Wald mit den Minis» auf dem Programm. Bei der Jagdhütte wurden wir von Peter Müller, seinem Hund Nizza und dem Jagdkollegen Max empfangen. Die Jäger erklärten die wichtigsten Tiere des Waldes, ihre Aufgabe als Jäger, die Vergabe der Revier-Pacht und das richtige Verhalten bei einem Unfall mit einem Wildtier. Sie brachten auch einen Fragebogen zu diesen Themen mit. Beim anschliessenden Lösen staunten Röbi Probst und ich nicht schlecht, wie genau die Ministranten den beiden Jägern zugehört hatten. Der absolute Hit war aber der Jagdhund Nizza. Während dem Wurstbräteln am offenen Feuer durften die Kinder abwechslungsweise mit Nizza an der Leine auf den Waldwegen spazieren gehen. Am Schluss stellte ein Kind Peter Müller folgende Frage: „Sind Sie und Nizza von nun an bei jedem Minis-Anlass, den wir haben dabei?“ Ein grösseres Kompliment hätte es gar nicht geben können.

Ökumenische Weihnachtsfeier auf dem Bärenplatz

Dieser einladende Lichterkranz verkündete allen, dass hier auf dem Bärenplatz etwas Spezielles am Tun war.

Wie kann man in der Zeit der Corona-Pandemie an Weihnachten etwas Niederschwelliges für die Leute anbieten, das deren Seelen nährt und dennoch Corona-konform ist? Diese Frage trieb die ref. Pfarrerin Esther Zbinden schon im Oktober um. Die Idee, eine Weihnachtsfeier auf dem Bärenplatz anzubieten, war schnell geboren, aber wie organisiert man so etwas in einer Zeit, in der die Regeln, was noch geht und was nicht, fast wöchentlich änderten? Als die Frage nach einem etwaigen Lockdown – wie zur Osterzeit 2020 – immer wieder bedrohlich im Raum stand. Für einmal war nicht die theologische Herangehensweise die Herausforderung, sondern die Corona konforme Durchführung. Esther Zbinden entschied, dass zu viele Köche den Brei verderben bzw. die notwendigen Absprachen mit Kanton und Gemeinde bez. des Durchführungsmodus und des Schutzkonzeptes nur unnötig erschweren, weshalb sie den organisatorischen Part übernahm und mir – Elisabeth Zürcher Heil, kath. Pfarreiseelsorgerin i.A. – das Ausarbeiten des theologischen Inhalts überliess. Schnell war klar, dass es die Form eines ökumenischen Gottesdienstes am ehesten erlauben würde, auf dem Bärenplatz zusammenzukommen.

Diese Feier hatte verschiedene Akteure, die zu deren Gelingen beitrugen. Ich möchte zuerst diejenigen erwähnen, die man nicht so wahrgenommen hat: Der Abwart des Gemeindesaals freute sich sehr, dass jemand versuchte, einen Anlass für die breite Bevölkerung trotz Corona durchzuführen, hatte er 2020 v.a. die Erfahrung mit dem Absagen von Anlässen gemacht. Die Gemeinde unterstützte den ökumenischen Weihnachtsgottesdienst, indem sie uns den Platz gratis und franko überliess. Tanja Bialek hielt die Weihnachtsfeier mit der Kamera fest und dank ihr bekommen auch Buchser und Buchserinnen, welche nicht kommen konnten, eine Idee von diesem weihnächtlichen Anlass.

Die hell erleuchtete Weihnachtstanne auf dem Bärenplatz war seit Beginn des Advents ein Blickfangin Buchs. Das Aktionskomitee „Bärenplatz für alle“ ergänzte den hell leuchtenden Baum mit einem besinnlichen grossen Kreis heller, kleiner Lichter, indem sie Rechaudkerzen in weissen Tüten anzündeten, und damit diese weissen Säckchen zum Strahlen brachten.

Die Harmoniemusik Buchs umrahmte und begleitete mit ihrem gekonnten Spiel den Gottesdienst und lud mit den bekannten Liedern zum Mitsummen ein. Corona bedingt durfte sie nur in Gruppen zu je 5 MusikerInnen spielen. Die Lösung war schnell gefunden. Die Blechbläser und die Holzbläser bildeten je eine eigene 5-er Gruppe.

Eine Gruppe vom Freiwilligen übernahm die Zugangskontrolle am Eingang in den „Festraum“. Das Eintrittsbillet war eine weisse Spargelkerze, von denen 50 bereitgestellt worden waren. Gemächlich fanden sich die Leute zwischen 17:15 und 17:30 auf dem mit rotweissem Absperrband umrandeten grossen Geviert ein. Mit Abstand standen sie in Haushalteinheiten zu zweit, zu dritt, zu viert herum und warteten gespannt darauf, was nun kommen werde. Zuerst hatten wir Theologinnen gedacht, wir würden uns am Weihnachtsgottesdienst Ablauf ziemlich genau orientieren und die Spargelkerzen erst ganz am Schluss zu Stille Nacht anzünden, so wie es eben in unseren Kirchen Brauch an Heilig Abend ist. Aber wie die Leute so im Geviert standen und sich die Dunkelheit immer mehr über die versammelte Gruppe zu senken begann, wurde schnell klar, dass man mit dem Anzünden der Kerzen nicht bis am Schluss warten konnte. Wir verschoben es nach vorne, nach dem Eingangsspiel der Harmoniemusik, dem Bibeltext zur Verkündigung der frohen Botschaft der Geburt Jesu an die Hirten und einem Gedanken dazu von Ester Zbinden, wurden beim anschliessend erklingenden „O du fröhliche, o du selige“ die Kerzen entzündet. Und wie dieses Licht weitergeben wurde, verwandelte sich die Gruppe der Anwesenden in eine Gemeinschaft von Mitfeiernden, deren Gesichter vom Licht der Kerzen erhellt wurden. Auf einmal bestimmte nicht mehr die das Absperrband die Gruppe, sondern die Leute mit dem warm leuchtenden Kerzenlicht.

Elisabeth Zürcher Heil erzählte die Geschichte vom „Weg zur Krippe“ von Max Bolliger. Ein Hirte, der an Krücken geht, traut den Engeln nicht und bleibt alleine zurück am Feuer, während alle anderen Hirten aufbrechen, um das verheissene Kind – in Windeln gewickelt – in der Krippe zu finden. Ja, aber was ist, wenn es Engel doch gibt? Diese Frage lässt den zurückgebliebenen Hirten nicht mehr in Ruhe, er vergisst das Feuer, welches prompt auch ausgeht, nimmt nach einer Weile seine Krücke und macht sich doch noch auf den Weg, um zu schauen, ob die Ankündigung der Engel stimmt. Wie er den Stall gefunden hat, ist dieser schon verlassen. Nichts entspricht dem, was die Engel voller Freude verkündet haben. Schadenfroh möchte er den Stall wieder verlassen, wie im letzten Augenblick sein Blick auf die Futterkrippe fällt. Dort nimmt er den Körperabdruck eines Neugeborenen im Stroh in Form einer Kuhle wahr. Er weiss nicht wie ihm geschieht, denn plötzlich kniet er vor dieser Futterkrippe mit dem Negativabdruck des Jesuskindes, lässt sich davon berühren, steht nach einer Weile wieder auf und entscheidet sich zurückzugehen, um das Feuer neu zu entfachen. Wie er so auf dem Heimweg ist, bemerkt er mit einem Mal, dass er ohne Krücke geht, er dieses Utensil an der Krippe vergessen hat. Einen Moment lang zögert er, doch dann geht er frohgemut ohne Krücke weiter. Die Krippe mit der leeren Kuhle war im Corona-Jahr 2020 ein zutreffendes Sinnbild für Weihnachten 2020. Alles war anders, man sollte sich eben gerade nicht an einer weihnächtlichen Familienzusammenkunft treffen. 10 Leute und am besten nur aus zwei Haushalten durften es sein. Ja und auch diese maximal 10 Leute nahmen am besten haushaltweise Platz mit Abstand zum nächsten Haushalt. Nähe war tunlichst zu unterlassen. Der Hirte mit der Krücke ist dem Jesuskind auch nicht mehr begegnet, es war schon auf dem Weg nach Ägypten, aber der Abdruck seines Körpers im Stroh hat dennoch etwas im Hirten ausgelöst, hat Heilung ermöglicht. Unsere Vorstellung – wie etwas sein zu hat, damit es uns gut tut – loszulassen, das war die Herausforderung von Weihnachten 2020.


25. Oktober 2021 | Elisabeth Zürcher Heil