Veränderungen dürfen sein

oder: Abschied vom Relitionsunterricht an der Schule – Zukunft des Religionsunterrichts und der Katechese in der Gemeinde

Wie soll Katechese heute sein?
Wie werden wir unserem Auftrag, das Reich Gottes erfahrbar zu machen, gerecht? Welche Inhalte haben dabei Priorität? Die Mehrzahl der Familien ist nicht im klassischen Sinn «kirchlich sozialisiert». Glaubensleben und religiöse Tradierung in der Familie, wie es zur Zeit der Volkskirche üblich war, gibt es kaum mehr. Auch Gottesdienst- und Pfarreierfahrungen sind spärlich. Das kann analysiert, in Studien zur Kirchenstatistik nachgelesen und zum Teil auch bedauert werden. Für uns ist es die Chance, gemeinsam im Glauben zu lernen und zu erarbeiten, wie wir Kirche sein wollen.

Herausforderungen gibt es dabei einige: Wir sind ein Teil des «Freizeitmarktes», nebst Sport, Musik, und dem riesigen Alltagspensum, welches Familien heute leisten. Für Familien bedeutet unser Angebot Zusatzaufwand wie können wir sie darin bestmöglich unterstützen? Schnell werden Kinder vom Religionsunterricht abgemeldet, weil es zu viel ist: Wie gelingt also Vergemeinschaftung ohne Vereinnahmung [1]? Wie wird Katechese als Bereicherung wahrgenommen?

Impressionen aus dem Pfarreileben

Warum ich diese Herausforderungen als Chance für die Katechese sehe
Im Kontakt mit den Müttern und Vätern, z.B. bei einem Anlass für die neuen Erstklässler:innen, gehen wir transparent mit den Herausforderungen um. Wir machen sie zu Beteiligten und suchen mit ihnen gemeinsam nach Möglichkeiten. Wir stellen uns zusammen die Frage, wie Kirche sein soll, was ihre Bedürfnisse sind und wo sie ihren Teil an die Gemeinschaft beitragen können. Aus diesen Gesprächen entwickelt sich unser Katecheseangebot weiter.

Als Bedürfnis wurde «organisierte Familienzeit» genannt, daraus wurden bei uns thematische «Generationentage». Das sind Anlässe im Bereich der Entdeckungspastoral, die religiöse Räume zum gemeinsamen Erleben öffnen. Mit biblischer Geschichte, kreativer Verarbeitung, gemeinsamem Essen und einer Liturgie, um das zu feiern, was gemeinsam erfahren wurde. Aus der Rückmeldung der Eltern, «wir kennen unsere Inhalte selbst nicht mehr», nahmen wir für uns den Auftrag, bei jedem Anlass ein «Refreshing in Glaubensfragen» vorzubereiten, mit dem die Erwachsenen selbstständig ihr Wissen erweitern können. Aus dem elterlichen Bedürfnis nach thematischem Austausch werden wir beim nächsten Generationentag von Müttern und Vätern moderierte Erwachsenen-Gesprächsrunden zum Thema aufgreifen – danach wird ausgewertet, Feedback eingeholt und weiterentwickelt.

Ein weiteres spannendes Projekt wird die «Chindgsi-Katechese». Auch sie entstand aus Bedürfnissen der Eltern, dient der Familienentlastung («Papiii, ich will auch in die Religion, wenn meine grosse Schwester darf!») und uns zur spielerischen Bibelarbeit. Durch unsere Offenheit zur Veränderung, unsere Freiheiten in den ausserschulischen Zeitfenstern und das Umsetzen von Anliegen gelingt es, Mütter und Väter aktiv einzubinden, Räume zu öffnen und gemeinsam authentisch Kirche zu gestalten.

Generationentag in der Pfarrei Suhr-Gränichen

Ja, diese Art zu arbeiten erfordert Agilität und Mobilität. Sie braucht psychologische Sicherheit und eine gute Teamkommunikation, ebenso fachliche Spezialisierung und Sensibilität – sehr gern habe ich in der SKZ 17/2023 gelesen, dass ForModula an die Herausforderungen angepasst wird. Was diese Art zu arbeiten bietet? Die Möglichkeit, Synodalität zu fördern [2], das eigene Gottes- und Kirchenbild herauszufordern und weiterzuentwickeln, das Evangelium zu leben.

1 Vgl. Barbara Kückelmann, «Die Kirche muss sich ändern», SKZ 17/2023

2 Vgl. Christian Hennecke: Lust auf Morgen!, Christsein und Kirche in die Zukunft denken ›


11. Oktober 2023 | Nicole Gabler ›