Was können wir als Glaubensgemeinschaft beitragen, um in der Generation der jungen Erwachsenen wieder Zuversicht zu verbreiten?

Wenn der Glaube an das Gute schwindet

Nur 10 Prozent der 18- bis 29-Jährigen glauben an eine bessere Zukunft. Dies geht aus dem «Hoffnungsbarometer 2024» der Universität St. Gallen und der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung «swissfuture» hervor, welches am 3. Januar veröffentlicht wurde.

Die Hoffnung auf eine positive Zukunft schwindet. Laut Dr. Andreas Krafft, Studienautor und Zukunftsforscher an der Universität St. Gallen und Co-Präsident von «swissfuture», sei die Hoffnung im Vergleich zu den letzten Jahren zwar insgesamt konstant geblieben, nicht aber bei der jüngeren Generation. Der Glaube an das Gute in der Welt, an Gerechtigkeit und an Glück sei in den letzten fünf Jahren insbesondere bei Menschen zwischen 18 und 29 Jahren sichtlich zurückgegangen. Auf die Frage, wie sich die Lebensqualität in der Schweiz in den nächsten 20 Jahren verändern werde, antworteten rund 68 Prozent der Befragten mit «schlechter als heute». Vor einem Jahr waren es noch 61 Prozent. «Hoffnung», schreibt Krafft in der letztjährigen Studie, «ist eine grundlegende menschliche Fähigkeit, die vor allem in Krisenzeiten von existenzieller Bedeutung ist. Angst und Hoffnung sind nahezu die beiden Seiten einer Medaille. Während die Angst den Menschen in einen Überlebensmodus stellt, ist die Hoffnung die Voraussetzung für Fortschritt und Entwicklung. Es ist die Hoffnung, die uns hilft, Krisen zu überwinden und daran zu wachsen. Die Geschichte der Menschheit ist ein grosser Beweis dafür. Sobald die Hoffnung verloren geht, verschwinden auch der Mut und die Willenskraft. Deswegen ist Hoffnung gerade jetzt das wichtigste Mittel, um trotz einer düster scheinenden Zukunft den Glauben an eine bessere Zukunft nicht aufzugeben und wieder das Vertrauen in die menschliche Lernfähigkeit und Entwicklungskraft aufzunehmen».

Die jungen Erwachsenen sorgten sich zunehmend um ihre Sicherheit. Wegen des Nahostkonflikts und der erneut aufkommenden Flüchtlingskrise fühlten sich die jungen Menschen unwohler und hilfloser. Das Geschehen in der Welt führe dazu, dass sich die junge Generation stärker ins Privatleben zurückziehe und sich weniger für die Gesellschaft engagiere. Sie befinde sich in einem Zustand von Perspektivenlosigkeit, weil sie «nichts an der Situation auf der Welt ändern kann», so Krafft. Damit die junge Generation wieder hoffnungsvoller würde, wäre es «letztlich gut, wenn sich junge Erwachsene im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Gesellschaft engagieren könnten». Wenn sich Frustration und Resignation vertieften, könne dies zu mehr Desinteresse für gesellschaftliche Themen führen.

Die Frage drängt sich auf, welche Rolle die Kirche angesichts dieser Ergebnisse wahrnehmen kann. Sind wir als Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft in der Lage und willens, einer fast vollständig säkularisierten Generation eine alternative Sichtweise zu ermöglichen? Und welche Verantwortung obliegt den Eltern, den Paten, den Grosseltern oder anderen nahen Bezugspersonen? Welche Räume können wir als Kirche öffnen, aus welchen wirkliche Hoffnung geschöpft werden kann?

Drei Optionen sollten bedacht werden. Es kann uns als Gemeinschaft gelingen, die junge Generation aus der Kraft des Glaubens zu einem Perspektivenwechsel zu ermutigen, damit sie sich selbst nicht als oberste und allein verantwortliche Instanz versteht, sondern das verlorene Grundvertrauen in eine höhere Ordnung wiederfindet. Gleichzeitig kann es gelingen, junge Erwachsene zu ermächtigen, ihre eigene Handlungsfähigkeit und Wirkungskraft zu erkennen, Selbstverantwortung für das eigenes Denken und Handeln zu übernehmen und in ihrem Umfeld Zuversicht zu verbreiten. Indem wir ihr Vertrauen in die eigenen Talente fördern und sie motivieren, dank ihrer Fähigkeiten am angeblich Schlechten nicht zu verzweifeln, sondern etwas zum Guten in der Welt beizutragen. Es kann gelingen, den Einfluss von Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf die Gesellschaft zu vergrössern, indem wir sie mit ihren Ängsten und Bedürfnissen ernstnehmen, ihnen im Pfarreileben einen wichtigen Platz zubilligen und Räume anbieten, in welchen eine Vergemeinschaftung ermöglicht wird, die sie stärkt. So könnte eine alternative <italic>bubble</italic> entstehen, die der Perspektivenlosigkeit mit Hoffnung begegnet. Und junge Erwachsene befähigt, zu einer optimistischeren Sichtweise zurückfinden und daraus zu handeln. Nicht zuletzt ist das Ergebnis der Studie als Appell an die Eltern- und Grosselterngeneration zu verstehen, Vorbild und Wegweiser zu sein für die jungen Menschen, denen die Orientierung, der Glaube und die Zuversicht abhandengekommen sind. Damit die Hoffnung nicht von der Realität erdrückt wird.

Was ist Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, wichtig? Was können wir als Glaubensgemeinschaft beitragen, um in der Generation der jungen Erwachsenen wieder Zuversicht zu verbreiten? Wenn Sie mögen, schreiben Sie Ihre Anregung ins Kommentarfeld. Vielen Dank.


10. Januar 2024 | Dani Schranz ›