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An alle Mütter und Väter …

und an alle Schwestern, Brüder, Grosseltern, Freundinnen und Freunde und alle, die mitdenken, mitleiden und mitfühlen in den Widrigkeiten unserer Zeit,

wir sind – Wissensstand heute – unter Milliarden von Himmelskörpern der einzige Planet, der von Menschen bevölkert ist. Der einzige Planet, auf dem Menschen ein Leben in Fülle, in Liebe und Freundschaft erleben und ihr Dasein selbstbestimmt gestalten können. Und gerade in dieser Singularität, in diesem unschätzbar grossen, einzigartigen Privileg, bekämpfen sich Staaten gegenseitig und geben Milliarden aus für Waffen und Systeme, die einzig dazu bestimmt sind, menschliches Leben auszulöschen. Im Namen einer politischen Ideologie, wegen Machtansprüchen – manchmal sogar im Namen einer Religion.

Was können wir tun? Eintreten für eine Gesellschaft, in der Gewalt nie und unter keinen Umständen eine Option ist. Eintreten für eine Welt, die das Leben nie als Selbstverständlichkeit und das Menschsein stets als Geschenk betrachtet. Gesellschaftlich – und politisch.

Zu diesem Thema ein Liedtext von Reinhard Mey, geschrieben 1986, aber leider aktueller denn je.

Ich denk, ich schreib euch besser schon beizeiten
Und sag euch heute schon endgültig ab
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten
Um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab.
Ich lieb die beiden, das will ich euch sagen
Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht
Und die, die werden keine Waffen tragen!
Nein, meine Söhne geb ich nicht!

Ich habe sie die Achtung vor dem Leben
Vor jeder Kreatur als höchsten Wert
Ich habe sie Erbarmen und Vergeben
Und wo immer es ging, lieben gelehrt!
Nun werdet ihr sie nicht mit Hass verderben
Kein Ziel und keine Ehre, keine Pflicht
Sinds wert, dafür zu töten und zu sterben
Nein, meine Söhne geb ich nicht!

Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter
Sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht
Nicht für euch und nicht als Kanonenfutter
Nicht für euch hab ich manche Fiebernacht
Verzweifelt an dem kleinen Bett gestanden
Und kühlt ein kleines glühendes Gesicht
Bis wir in der Erschöpfung Ruhe fanden
Nein, meine Söhne geb ich nicht!

Sie werden nicht in Reih und Glied marschieren
Nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt
Auf einem gottverlassnen Feld erfrieren
Während ihr euch in weiche Kissen setzt!
Die Kinder schützen vor allen Gefahren
Ist doch meine verdammte Vaterpflicht
Und das heisst auch, sie vor euch zu bewahren!
Nein, meine Söhne geb ich nicht!

Ich werde sie den Ungehorsam lehren
Den Widerstand und die Unbeugsamkeit
Gegen jeden Befehl aufzubegehren
Und nicht zu buckeln vor der Obrigkeit!
Ich werd sie lehrn, den eignen Weg zu gehen
Vor keinem Popanz, keinem Weltgericht
Vor keinem als sich selber gradzustehen!
Nein, meine Söhne geb ich nicht!

Und eher werde ich mit ihnen fliehen
Als dass ihr sie zu euren Knechten macht
Eher mit ihnen in die Fremde ziehen
In Armut und wie Diebe in der Nacht!
Wir haben nur dies eine kurze Leben
Ich schwörs und sags euch grade ins Gesicht
Sie werden es für euren Wahn nicht geben!
Nein, meine Söhne geb ich nicht!

Das Lied in einer neuen Versionund im Original von 1986

4. März 2024 | Dani Schranz ›