Diakonie im Wandel

Perspektiven und Herausforderungen

Kirche mit Schiff und Turm oder ein grosser Torbogen: Mitarbeitende aus den fünf Pfarreien des Pastoralraums bauen ihre Kirche.

Zu Beginn der diesjährigen Pastoralraumkonferenz in Suhr standen die 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor einer kreativen Aufgabe: Mit grossen Legosteinen bauten sie Modelle ihrer Kirche. Die entstandenen Objekte reichten von klassischen Kirchenbauten mit Schiff und Turm bis hin zu Brücken und offenen Strukturen. Schnell wurde klar: «Kirche» lebt von Kreativität, Offenheit und dem Mut, Neues auszuprobieren. Nach diesem Einstieg schlugen die Teilnehmenden eine Brücke zum Thema des Tages: Die Vielfalt und die Sichtbarkeit der Diakonie in einer Kirche im Wandel.

Diakonisches Handeln gehört zu den Kernaufgaben der Kirche. In der katholischen Tradition bedeutet Diakonie, sich den Bedürfnissen der Menschen zuzuwenden, Gemeinschaft zu stiften und glaubwürdig christliche Nächstenliebe zu leben. Gerade in Zeiten des Umbruchs ist Diakonie zentral für die Zukunftsfähigkeit und die Glaubwürdigkeit der Kirche.

In seinem Referat blickte Detlef Hecking, Pastoralverantwortlicher im Bistum Basel, auf die Entwicklung seit 2006 zurück. Damals wurden auf Basis des pastoralen Entwicklungsplans erste Konzepte entwickelt und Strukturen geschaffen, um dem Kulturwandel in der Kirche und in der Gesellschaft Rechnung zu tragen. Die Entwicklung sei nicht abgeschlossen, sondern befinde sich mitten im Wandel. Die Wegweiser des Bistums für die Entwicklung in Pfarreien und Pastoralräumen seien deshalb als offener Ideenpool zu verstehen, der stetig weiterentwickelt werden müsse. Gefragt sei der Mut, sich mit den veränderten Situationen auseinanderzusetzen.

Hecking betonte, dass die Kirche ihre Relevanz in der Gesellschaft nur bewahren könne, wenn sie Glaubenstradition, engagierte Gläubige, professionelle Angestellte und ein zeitgemässes Freiwilligenmanagement vereine. Es brauche neue Netzwerke, eine Stärkung der Strukturen, Offenheit für interkulturelle Veränderungen und die Bereitschaft, sich den Herausforderungen der Digitalisierung zu stellen. Entscheidend sei vor allem der Wille zu einer echten Haltungsänderung, wie sie auch Bischof Felix einfordert: Gegenseitiges Vertrauen, partizipative Entscheidungswege und der Abschied von einer kleinteiligen, uniformen Pfarreikultur seien notwendig. Statt einheitlicher Lösungen brauche es flexible, lokal angepasste Strukturen. «Synodalität gehört zur DNA der Kirche», so Hecking, «Vielfalt ist als Reichtum zu begreifen».

In den anschliessenden Gruppenarbeiten wurde das Thema der Vielfalt diakonischen Handelns und seiner Sichtbarkeit vertieft.

Die Gruppe Katechese diskutierte, wie man angesichts knapper Ressourcen und geringer Resonanz bei Jugendlichen neue Zugänge schaffen und Glaubensinhalte glaubwürdig vorleben kann. Die Gruppe Gemeinschaftsbildung berichtete von der Bedeutung offener Räume und gemeinschaftsstiftender Aktivitäten, die Bindung und Teilhabe fördern, aber auch viel Engagement von Mitarbeitenden verlangen. Wichtig sei es, engagierte Freiwillige zu gewinnen und einzubinden. Im Fokus der Gruppe Diakonie stand die Sichtbarkeit der geleisteten Arbeit: Diakonie sei zentraler Bestandteil der Kirche und verdiene Wertschätzung. Es gelte, nach innen wie aussen professionell zu kommunizieren, Vorurteilen zu begegnen und darzulegen, warum diese Arbeit wichtig sei. Die Gruppe Seelsorge und Verkündigung betonte die Bedeutung der Kirche als eine der wenigen analogen Begegnungsstätten in einer digitalen Welt. Gerade hier könne die Kirche der zunehmenden Vereinsamung entgegenwirken und gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen – auch als diakonischer Auftrag. Im Pastoralraum sollen in Zukunft öffentlich und medial sichtbare Projekte diakonischen Charakters realisiert werden.

Zusammenfassend zeigt sich: Die Kirche lebt vom Wandel, von Vielfalt und einer Diakonie, die sich mit ihren Angeboten auch gegenüber nichtkirchlichen Akteuren und Adressaten öffnen muss. So kann sie ihre Sichtbarkeit stärken und ihre gesellschaftliche Relevanz unterstreichen.


24. Oktober 2025 | Dani Schranz


Zur Vertiefung: Broschüre «PEP to go» – Arbeitsinstrument für den Kulturwandel, Bistum Basel

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